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Das fünft größte Sprengstofffabrik zu NS-Zeiten

Werk Tanne


Die Sprengstofffabrik mit dem Decknamen „Werk Tanne“ war die fünft größte im Deutschen Reich. Für den Bau mussten verschiedene Grundvoraussetzungen vom Gelände erfüllt werden. Das Areal musste aus Tarngründen sich im tiefen dichten Waldgebiet befinden und es musste ausreichendes Fachpersonal in der Umgebung vorhanden sein um ein so großes Werk zu führen. Gleisanschluss an das Reichsbahnnetz für die Anlieferung von Fertigungsmaterialen und zum Abtransport der Fertigprodukte waren ebenfalls wie große Mengen von Frischwasser für die Produktion und ausreichend Kraftstrom, sprich ausreichende Energie in Form von Strom Grundvoraussetzung. Ein ausreichender Grenzabstand zum Ausland war auch für das Gebiet bei Clausthal-Zellerfeld gegeben so dass man den Bau des Werkes dort bewilligte. Also wurde am östlichen Stadtrand der Harzstadt Clausthal-Zellerfeld auf einer Fläche von annähernd 120 Hektar das Werk Tanne errichtet. Hierfür erwarb die Montan GmbH, einer Tarnfirma des Heereswaffenamts, als erstes das Gebiet. Wie auch die anderen Sprengstoff & Munitionswerke wurde die große Fabrik als Schläferfabrik geplant und ab 1935 für die Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse (Verwertchemie) überwiegend von der Firma Grün & Bilfinger erbaut. Für den Bau des Werkes wurden viele Ansässige angeheuert. Denn nach dem großen Zechenschließen im Harz und der geringen anderen Beschäftigungsalternativen gab es im Umfeld eine hohe Arbeitslosigkeit. Daher hatten die verantwortlichen Politiker und Bewohner trotz der großen Gefahr die von dem Werk ausgehen könnte großes Interesse für Ansiedlung dieses großen Industriebetriebs. Die fünft größte TNT-Sprengstofffabrik wurde also innerhalb von knapp 3 Jahren aus dem Boden gestampft. Immerhin umfasst das gesamte Werk 214 Gebäude! Aber man hat auch etliche Wege und Zufahrten gepflastert und mit Randmauern versehen. Die Wege sahen später, aus der Luft, wie einfache Waldwege aus. Trotz dass es Schwerlastwege waren. Von der Fertigstellung im Jahr 1938 lag die Fabrik mit dem Decknamen „Werk Tanne“ im Dornröschenschlaf bis sie dann drei Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus dem Schlaf geweckt wurde und die Sprengstoffproduktion aufnahm und das war im Juni 1939. Die Gebäude wurden nicht wie in normalen Industrieanlagen angelegt sondern sie wurden willkürlich nach einem durchdachten Plan angeordnet. Denn man sollte aus der Luft die Anlage nicht als eine Industrieanlage erkennen können. Dafür erhielten auch die Gebäude gezackte Dächer den die Zackenform erschwerte besonders bei Wurfschatten die Lokalisierung aus der Luft. Zudem ließ man die Gebäude weit auseinanderbauen so sah es erstens nicht als eine Industrieanlage aus zum zweiten war es aber als Explosionsschutz der gegenüberliegenden Gebäude gedacht. Bei besonders explosionsgefährdeten Prozessen wurden die Gebäude in einen Abstand von bis 50 errichtet.


Als wäre das schon nicht genug wurden die kompletten Bunker, Häuser und Hallen begrünt und mit immer grünen Pflanzen bzw. Bäumen nur begrünt. So hatte man auch im Winter den grünen Tarnschutz der Bäume und Pflanzen. Für die Bepflanzung und Pflege der Bäume und Grünflächen wurden werkseigene Waldarbeiter und Gärtner eingestellt. Größere Höfe oder aber auch normale Freiflächen wurden mit großen Tarnnetzen überspannt, diese wurden auf extra erbauten Sockeln aufgehängt. Mussten Bäume oder größere Flächen verändert werden überflog man diese selbst und Wertete die Selbstaufgenommen Luftbilder aus um eventuelle Tarnfehler aufzudecken und schnellst möglich zu beseitigen. Für die Luftaufnahmen nach man einen Fieseler Storch. So wurden Tarnungsmängel der kompletten Anlage vermieden.


Der Bevölkerung rund um das Werk wurde erzählte man das das Werk eine große Schokoladenfabrik sein. Selbst den Arbeitern erzählte man kaum was. Diese durften nur immer auf ihren vorher eingewiesenen Arbeitsplatz gehen und nicht im Werk herumwandern. Damit dies nicht passierte wurden alle Gebäude durchnummeriert. Die Nummerierung hatte aber auch noch andere Gründe zum Beispiel dass nicht die hunderten von Arbeitern Ihren Arbeitsplatz immer suchen mussten.

 

Quellen:

Die Sprengstoffabrik "Tanne" in Clausthal-Zellerfeld. Geschichte und Perspektive einer Harzer Rüstungsaltlast als Taschenbuch von Michael Braedt (Autor), Hansjörg Horseljau (Autor), Frank Jacobs (Autor), Friedhart Knolle (Autor)

 

 

Fotogalerie "Werk Tanne"

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