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Der Altbergbau in Bayern

 

Der Altbergbau in Bayern blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück und prägt viele Landschaften, Orte und Kulturräume des Freistaats bis heute. Schon im Mittelalter – in einigen Regionen sogar deutlich früher – wurde in Bayern nach Erzen, Salzen, Kohle, Gold und Mineralien gegraben. Die Vielzahl an Bergbaurevieren zeigt, wie stark die wirtschaftliche und technische Entwicklung Bayerns vom Bergbau beeinflusst wurde. Von den kristallinen Gesteinen des Bayerischen Waldes über die Kalkmassive der Alpen bis hin zu den Braunkohlevorkommen im Norden: Jede Region weist ihre eigenen charakteristischen Rohstoffe und Bergbaugeschichten auf.

1. Der Bayerische Wald – Zinn, Eisen, Gold und Silber

Der Bayerische Wald gehört zu den ältesten Bergbauregionen Süddeutschlands. Insbesondere im Raum Bodenmais, Rinchnach, Lam und Zwiesel wurde bereits im Mittelalter intensiv nach Zinn- und Silbererzen gegraben. Die Grube „Silberberg“ in Bodenmais zählt zu den bekanntesten historischen Abbaustätten. Neben Zinn und Silber spielte auch Eisen eine große Rolle, woraus zahlreiche Hammerwerke der Region hervorgingen. In einigen Gebieten wurde zudem Gold gewaschen und in geringem Umfang abgebaut, insbesondere entlang goldführender Bäche wie der Rinchnach, im Kollnburger Raum und im Oberen Bayerischen Wald.

2. Oberpfalz – Eisenerz und die Blütezeit der Hammerwerke

Die Oberpfalz war über Jahrhunderte eines der bedeutendsten Eisenerzreviere Mitteleuropas. Orte wie Amberg, Sulzbach-Rosenberg oder Auerbach stützten sich wirtschaftlich nahezu vollständig auf den Bergbau. Der sogenannte Amberger Erzberg sowie die Regionen um Theuern und Sulzbach lieferten enorme Mengen an Eisenerz, das in Hunderten von Hammerwerken zu hochwertigem Eisen verarbeitet wurde. Diese Industrie prägte nicht nur die Architektur und Kultur, sondern auch die Handelswege und politische Machtstruktur der Region.

3. Oberbayern und die Alpen – Salz und Erz im Gebirge

Besonders prägend für Oberbayern ist der Salzabbau, der in Orten wie Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Hallein über Jahrtausende betrieben wurde. Salz galt als „weißes Gold“ und machte ganze Fürstentümer reich. Daneben existierte in den Alpen ein bedeutender Erzbergbau, etwa im Inntal, im Mangfallgebirge und in Garmisch-Partenkirchen. Hier wurden Kupfer, Blei und teilweise Silber gewonnen. Viele hochgelegene Stollen zeugen noch heute vom mühseligen Abbau unter extremen Bedingungen.

4. Franken – Kupfer, Silber und Braunkohle

In Franken entstanden zahlreiche kleine, oft vergessene Erzgruben. Besonders im Raum Pegnitz, Naila und Wunsiedel wurde Kupfer- und Silbererz im Untertagebau gewonnen. Gleichzeitig entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert im nördlichen Franken – etwa im Raum Hof und Kronach – ein bedeutender Braunkohleabbau, der über Jahrzehnte zur Energieversorgung beitrug. Hier ist das Örtchen Stockheim zu erwähnen. 

5. Schwaben – der weniger bekannte Erzbergbau

Auch in Schwaben existierten kleinere Erzvorkommen, insbesondere Eisen- und Bleierz im Allgäu und im Riesgebiet. Zwar erreichten diese Reviere nie die Größe der Oberpfalz oder Oberbayerns, dennoch prägten sie lokale Handwerksbetriebe und frühe Industrien nachhaltig.


Bedeutung und Erbe des Altbergbaus

Heute sind viele der historischen Gruben stillgelegt, doch ihre Spuren sind allgegenwärtig:

  • Halden und Pingen

  • Stolleneingänge und Schächte

  • Bergbaulehrpfade

  • Besucherbergwerke

  • Historische Karten und Bergwerksrisse

Der Altbergbau ist ein bedeutender Teil der bayerischen Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Moderne Technologien wie LiDAR-Scanning, Drohnen und 3D-Modellierung ermöglichen es heute, alte Gruben sicher zu dokumentieren und digital zu bewahren, bevor sie durch natürliche Prozesse vollständig verfallen.