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U-Verlagerung Schneehase

 

Gustoff - Werke REIMAHG Werk - E (Großkamsdorf) GmbH / Objektnr: 81

Das REIMAHG-Werk "E"

U-Verlagerung Schneehase

Die Untertage Verlagerung mit dem Decknamen „SCHNEEHASE“ ist eine Auslagerung der kriegswichtigen Teile für die Me 262 aus Markkirch im Elsass. Da die dafür vorhergesehenen Hohlräume Untertage, zur Zeit der Inspektion, nur über mehrere  Schächte erreicht werden konnte bekam das Untertageprojekt einen Säugetiernamen. Den U-Verlagerungen im Bergbau mit Schachtanlagen aus der Gruppe 1 erhielten Säugetiernamen.


Der Thüringer Gauleiter Ernst Friedrich Christoph Sauckel Leiter der RHEIMAG-Baugesellschaft und von 1942 bis 1945 Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz unter Adolf Hitler stellte fest das die geplante Gesamtfläche von etwa 140.000 m² im REIMAHG-Werk A in Kahla zu gering ist für die geplanten Flugzeugstückzahlen. Den allein für die Fertigung der Flugzeugmotoren waren 93.000 m² fest eingeplant. Durch einen Zufall besuchte Gauleiter Sauckel am 29.08.1944 das Kamsdorfer Revier bei Saalfeld und durch die Bestrebung die Motorenfertigung auszulagern viel kurze Zeit später nach seinem Besuch die Wahl auf das Kamsdorfer Revier. Trotz einen riesigen Wirrwarr an Stollen und kleinen Abbautunneln sowie der sehr Hohen Luftfeuchtigkeit und einer geringen Höhe von der Firste bis zur Erdoberfläche wurde wenig später die U-Verlagerung Schneehase im Bergwerk zum Bau freigegeben und das trotz das die Rüstungsinspektion IX, die über die Tauglichkeit des Kamsdorfer Grubenreviers folgendes aussagte:

„In Kamsdorf sind als Gesamthohlraumfläche mehrere hunderttausend qm vorhanden. Der größte Teil dieser Fläche ist alter Bergbau und infolgedessen zu geringer Höhe bei sehr schwankender Höhenlage für Verlagerungen ungeeignet“ - ThStAr Weimar, Bestand GUSTLOFF-Werke.

Das negative Gutachten wurde allerdings mit einer Nennung von Grubenräumlichkeiten ergänzt, die bedingt für die Einlagerung von Fertigungen geeignet waren. Dabei handelte es sich um Grubenhallen und Stollen rund um den Fromm-Schacht im Nordflügel der Lagerstätte sowie an der Sturzenzeche im Mittelteil des Grubenfeldes und um den Ersatzschacht IV im südlichen Teil. Hier war das Deckgebirge einigermaßen Standfest und 15-25m dick. Auf Grund des Gutachtens gingen bei der Rüstungsinspektion kurze Zeit darauf Anträge von Firmen ein, die Produktionsräume in Kamsdorf beanspruchen wollten. Darunter war z.B. die Firma Schott und Genossen aus Jena. Diese wollte in Kamsdorf unterirdisch Glasöfen zur Produktion von Industrieglas aufstellen. Da die Räumlichkeiten sehr feucht waren und weitere negative Eigenschafften für diese Produktion besaßen wurde der Antrag von der Firma abgelehnt. Die Organisation Todt wurde am 10. Oktober 1944 von Sauckel beauftragt das Bauvorhaben zu organisieren und durchzuführen. 6 Tage später auf eine Anfrage des Oberbergamts Clausthal-Zellerfeld wurde am 16. Oktober in Berlin schließlich der Deckname „Schneehase“ für die Verlagerung vergeben. Das Produktionsziel wurde am 11. November 1944 von den BMW 003 Turbinenmotoren auf JUMO 004 geändert da die für das Reich wichtiger waren.


Doch wegen der riesigen unterirdischen Hohlräume entschloss man sich doch die U-Verlagerung in die Grube Vereinigte Reviere Kamsdorf zu bauen.  Aufgrund das das Bergwerk weit ab war von großen Städten und halt obertägig nirgends auf ein großes unterirdisches Werk hin schließen würde. Denn das Deckgebirge war nicht besonders gut, bei einer Bombardierung wären die unterirdischen Hohlräume  in Mitleidenschaft wenn nicht sogar zerstört worden. Die Gefahr des Entdeckens befand man aber als so gering das man die U-Verlagerung bewilligte im Bergwerk Kamsdorfer Revier. Erst im Oktober 1944 war die Baustelle soweit fortgeschritten, dass die Arbeiten unter Tage beginnen konnten. Es wurde kurzer Zeit später mit dem Bau von Gustoff - Werke REIMAHG Werk - E (Großkamsdorf) GmbH / Objektnr: 81 begonnen. Den Ausbau der Grubenkammern übernahm der Großbetrieb für Heeresbauten O.T.  Der Hauptbauleiter Maul von der Einsatzgruppe IV (Kyffhäuser) überwachte und leitete alles direkt vor Ort. Die Arbeiten Untertage waren hart und ermüdend doch die Hauptleitung ließ die Häftlinge und Strafgefangen keine größeren Pausen geben. Bei der harten Arbeit unter Tage, den sehr schlechten Arbeitsumständen sowie der mangelhaften Versorgung an Essen und Trinken starben über die komplette Bauzeit bis hin zum Kriegsende 14 Menschen.  Sie wurden Opfer vom Bau der großen Untertage Anlage.  Die meisten Arbeiter stammten überwiegend aus Osteuropa. Im Februar 1945 wurde die größte Zahl an Arbeitskräften, mit 4000 Menschen, erreicht. Der Hauptbauleiter Maul sperrte und beschlagnahmte umliegende Objekte wie Stillgelegte Fabriken und Baracken und ließ Zeltlager errichten um Räumlichkeiten für die große Anzahl an Arbeitern unterbringen zu können. In den umliegenden Orten dienten weitere Räumlichkeiten ebenfalls als Unterkunft. Krankheiten durch Erschöpfungserscheinungen und das stetige einatmen der Sprenggase ließen immer wieder den Bau fast stoppen. Von Woche zu Woche kam es immer wieder zu Verzögerungen im Bau. Zudem kam es immer wieder zu  Kompetenzstreitigkeiten der beteiligten so zum Beispiel sperrte sich die Organisation Todt (OT) gegen die Kontrolle des zuständigen Bergamts. Die extrem nassen Wände behinderten einen raschen Ausbau der Anlage. Durch einen Spritzbetonüberzug wollte man über dieses Problem her der Lage werden. Diese Maßnahme brachte allerdings eine erhebliche Verzögerung mit sich. Es reichte aber nicht aus und man entschloss sich zusätzlich noch eine Holzkonstruktion unter die Firste zu bringen die mit Dachpappe überzogen den darunter befindlichen Raum vor Tropfwasser schützen sollte. Durch die zusätzlichen Baumaßnahmen und hohen Erschöpfungserscheinungen der Arbeiter konnte erst am 1 Januar 1945 ein der der Produktion starten. Im Ersatzschacht IV waren dafür 20.000 m² fertiggestellt und freigeben worden. Im März wurden dann weitere 10.000 m² Produktionsfläche freigegeben und somit waren bis zum 21. März 1945 60% aller Bauarbeiten abgeschlossen und die OT zog sich zurück. Dadurch wurde die Dienstelle der OT Kamsdorf überflüssig und wurde aufgelöst. Vorher fand jedoch noch die Übergabe der Stollenanlage an die Erichswerke GmbH statt. Ein Großteil der Maschinen für die Triebwerkproduktion sollten von der Firma BMW aus Markirchen im Elsass (Sainte - Marie - aux - Mines) gebaut und ins REIMAHG Werk dann gebracht werden wo sie dann Untertage montiert werden sollten. Die Sockel für diese Maschinen waren dafür bereits in den vorgesehenen und ausgebauten Kammern gegossen worden.


Im sehr  umfangreichen untertägigen Netz an Hohlräumen von ca. 100 km Gesamtlänge wurden dann für die U-Verlagerungen  umfangreiche Schmalspurgleise mit der Spurweite von 90cm verlegt die durch ein neu angefertigten Eisenbahnstollen direkt nach draußen führten. So gewährleistete man einen raschen Abtransport der gefertigten Produkte sowie der Anlieferung von Rohprodukten. Diverse Funde einiger Motorenteile erlauben die Vermutung, dass die Fertigung in der Untertage Verlagerung Schneehase schon begonnen hatte. Zu mindestens eine Teilproduktion. Beim Einmarsch der Amerikaner am 12. April 1945 wurde die (Teil)-Fertigung durch den Einmarsch stillgelegt und die Arbeitskräfte wurden durch die Amerikaner befreit . 

Am 17.08.1946 begannen die Demontagearbeiten der bereits schon aufgestellten Anlagen und einige Zeit später sollten die Sowjets die Stollenanlage Sprengen. Es war geplant große Teile des Grubensystems zu sprengen, dies wurde aber wie auch bei Kahla verfehlt und es stürzten nur einige Stollen ein. Ungefähr Mitte der 1970er wurde ein Teil der ehemaligen REIMAHG-Anlage für den Zivilschutz der DDR ausgebaut.