U-Verlagerung Lingula
Das Bergwerk, in dem die Anlage mit dem Decknamen "Lingula" untergebracht werden sollte, ist von 1852. Seit dem wurde mal mehr und mal weniger Schiefer abgebaut. 1920-1951 hatte das Schieferwerk der Ausdauer AG seine Hand auf die Stollen und das eigentliche Bergwerk und bis 1964 blieb der Bismarckstollen (alter Name) im Betrieb.
Die Stollen wurden auf eine Länge von über 1.000 Metern vorangetrieben. Auch wurden mehrere Stollen miteinander vernetzt, um einzelne Dachschieferlagen zu verbinden. Das thüringische Abbauverfahren arbeitete von oben nach unten - dabei bricht man aber sämtliches Gestein, was Übertage große Abraumhalden zur Folge hatte. Ersetzt wurde diese Methode später durch das rheinische Abbauverfahren: Der Abbau begann hier auf der untersten Sohle. Der anfallende Schieferschutt wurde wieder verwendet, um andere Abbaue zu verschütten bzw. auszufüllen. Die unterirdischen Räume waren damit zusätzlich gegen Einsturz gesichert, und man sparte sich das mühevolle Aufschütten von Schieferhalden.
Nach der Stilllegung wurde es auch kurzer Zeit später umfangreich von der Stasi gesprengt. Da die Anlage in unmittelbarer Grenznähe zu Bayern lag und Fluchtversuch über diverse Stollen nicht ausgeschlossen werden konnte. Auch der Bruch selbst war davon betroffen. Bekannt waren diese Aktionen unter dem Begriff "Schlupfwinkelbeseitigung" - die Fluchtgefahr aus der ehemaligen DDR war somit ausgeschlossen.
Die Rüstungsfirma, die in dem ehemaligen Schieferbergwerk unter Tage produzieren sollte ist uns derzeit noch nicht bekannt. Die Bau- Konstruktionsnummer lautete für die Anlage 1164. Auch ob die Stollen und Hohlbaue für die U-Verlagerungen vorbereitet wurden ist nicht ganz klar. Jedoch ein zum Schieferbruch gehöriger Bereich, auf dem Betonreste und weitere ältere Relikte zu finden sind könnten darauf hinweisen das die U-Verlagerung auf jeden Fall im Bau war. Im inneren gibt es kaum Einbauten und auch auf die Tätigkeit der einstigen Bergleute weisen nur die üblichen Abbauspuren mit Schlegel und Eisen hin. Militärische Einbauten oder Relikte konnten wir in den befahrenen Hohlbauten und Stollen nicht finden.
Grundsätzlich wird bei den Abbauverfahren unterschieden zwischen Tagebau und Untertagebau. Sowohl beim Unter- als auch beim Übertagebau gibt es weitere Einteilungen und Arten der Gesteinsgewinnung. Zunächst wurde die Methode des so genannten Thüringer Hohlbaus angewendet. Diese Abbaue erreichen gewaltige Ausmaße und Höhen von bis zu 30 Metern und mehr. Sie sind damit die größten offenen Hohlbaue im Schieferbergbau.In einigen Schieferbergwerken in der Umgebung wird von Hohlbauten weit über 60 Metern berichtet. Auch dieses Verfahren des Thüringer Hohlbaus wurde in dem Schieferbergwerk Herrenbruch angewendet. Das Bergwerk wurde 1920 durch die "Aktiengesellschaft Schieferwerk Ausdauer" und Schieferabbau gekauft und weiter betrieben. Aber schon 1928 wurde wegen der Weltwirtschaftskrise am Herrenbuch der Schieferabbau eingestellt und nicht mehr aufgenommen. Das Bergwerk geriet fast in Vergessenheit bis im zweiten Weltkrieg Spezialisten das Stollensystem und die vorhandenen Hohlbaue inspizierten. Diese erkannten sehr schnell das sich das ehemalige Schieferbergwerk für eine U-Verlagerung eignete. Der eigentliche Verwendungszweck im Dritten Reich ist bis dato unklar. Die noch auffindbaren bzw. zugängigen Stollenanlagen lassen den Schluss auf eine eventuelle Nutzung als Lagerdepot für Heer, Luftwaffe oder Marine zu. Welches das Team Bunkersachsen aus Sachsen seit einiger Zeit denkt.
Die meist fast staubtrockenen Schieferbergwerke, mit einer relative Luftfeuchtigkeit in den meisten unterirdischen Bereichen bei 60 bis 70% und gleichbleibenden Temperaturen, boten für die Rüstungsindustrie eine „bombensichere“ Auslagerungsmöglichkeit in die entsprechenden Gruben. Da bis kurz vor Kriegsende ein enormer Bedarf an sicheren unterirdischen Lagern und Produktionsmöglichkeiten bestand, wurden auch die Schiefergruben in die Liste der Verlagerungen und Produktion kriegswichtiger Güter aufgenommen.
Durch die Operation "Schlupfwinkelbeseitigung" der ehemaligen DDR wurden ähnlich wie bei der U–Verlagerung Rutte und einigen weiteren U-Verlagerungen in der Umgebung auch hier die meisten Stollenzugänge durch Kräfte des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Ministerium für Staatssicherheit MfS - Stasi) verschlossen oder unzugänglich gemacht. Diverse Stollenmundlöcher wurden einfach gesprengt. Hauptgrund war die ehemalige unmittelbare Grenzlinie zwischen beiden deutschen Staaten und die daraus resultierende Furcht vor Republikflüchtlingen seitens der Roten Genossen im Osten.
Zudem boten einzelne Stollen bei günstigen Verhältnissen durchaus die Möglichkeit für ein längeres Abtauchen im sprichwörtlichen Untergrund. Dieses wollte man ganz einfach völlig ausschalten.
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