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Grubenfeld im Köstenbachtal

 

Das Grubenfeld im Köstenbachtal bei Schmölz nahe Presseck in Oberfranken gehört zu den älteren, heute vollständig aufgelassenen Bergbaurevieren des Fränkischen Schiefergebirges. Das Tal liegt zwischen Neumühle an der Bundesstraße 173 und dem Höhenrücken bei Presseck; der kleine Ort Schmölz markiert dabei annähernd den geologischen Mittelpunkt der ehemaligen Kupfer-, Zink- und Bleilagerstätte. Von hier aus erschließen mehrere Forstwege das bewaldete Köstenbachtal, in dessen Hängen und Seitentälchen sich die historischen Gruben St. Andreas, Segen des Herrn und Johannes der Täufer erhalten haben.

Geologisch ist das Gebiet durch die für das Schiefergebirge typischen metamorph überprägten Sedimentgesteine geprägt, in die quarzitische Gänge eingelagert sind. Diese Gangstrukturen führten ursprünglich sulfidische Erze wie Kupferkies, Bleiglanz und Zinkblende. Aufgrund der oberflächennahen Verwitterung haben sich diese Minerale in eine Vielzahl farbiger Sekundärminerale umgewandelt, die das Revier bis heute für Mineraliensammler interessant machen. Typische Produkte dieser Oxidationszone sind Malachit, Hemimorphit, Aurichalcit, Linarit und Pyromorphit, daneben erscheinen vereinzelt Cerussit-Bildungen. Die limonitisierten Gangstrukturen, oft nur schmale, rostbraune Zonen im Schiefer, kennzeichnen den Verlauf der alten Erzgänge.

Der Bergbau im Köstenbachtal reicht vermutlich bis in das Spätmittelalter zurück – eine Zeit, in der zahlreiche kleinere Erzgruben im Frankenwald angelegt wurden, meist als kurze, handgeschlägelte Stollen. Schriftliche Quellen sind spärlich, doch sprechen die verstreuten Haldenreste, mehrere Mundlöcher und lokal überlieferte Flurnamen für mehrfache Wiederaufnahmen während der frühen Neuzeit. Eine gemeinsame Gewerkschaft ist nicht dokumentiert; vielmehr handelte es sich um kleine, voneinander unabhängige Grubenbetriebe, deren wirtschaftliche Situation stark von Erzgehalten und den damaligen Metallpreisen abhängig war. Die Abbaue konzentrierten sich auf einen schmalen Quarzgang, der zwar lokal gute Sekundärmineralisation zeigte, aber für einen dauerhaft rentablen Tiefbau wohl nie ausreichend mächtig war.

 

Grube „Johannes der Täufer“

Die Grube „Johannes der Täufer“ liegt oberhalb des Talbodens am Köstenberg. Ein Forstweg führt von Schmölz zu einer markanten Halde, über der sich das gut erhaltene Stollenmundloch befindet. Der kurze Stollen ist weitgehend trocken und stabil und zeigt etwa in seiner Mitte eine deutliche, nach oben streichende limonitisierte Störung, in der früher Bleiadern aufgeschlossen waren. Auf der Halde finden sich regelmäßig gut ausgebildete Sekundärminerale, insbesondere Hemimorphit, Malachit sowie nadelige Aurichalcit-Kristalle. Seltene Funde von Linarit, Pyromorphit und Cerussit sind dokumentiert und zeugen von der komplexen Verwitterungschemie des Gangsystems.

Grube „Segen des Herrn“

Nur wenige Meter seitlich davon liegt das Mundloch der Grube „Segen des Herrn“, die sich durch einen unmittelbar hinter dem Eingang abfallenden Schacht auszeichnet. Dieser etwa zehn Meter tiefe, zwei bis drei Meter breite Schacht erschwert den Zugang erheblich und macht untertägige Sicherungstechnik erforderlich. Auf der unteren Sohle, die nur durch Abseilen erreichbar ist, wurden bei früheren Befahrungen weder deutliche Erzreste noch Spuren sekundärer Kupfermineralisation beobachtet. Vermutlich war der hier anstehende Gangbereich bereits im historischen Betrieb ausgeerztes oder wenig mineralisiertes Material.

Grube „St. Andreas“

Im Talboden schließlich befand sich die Grube „St. Andreas“, deren Umfeld durch ein ehemaliges Zechenhaus und schwach erkennbare Haldenstrukturen markiert wird. Sie gilt als die vermutlich älteste Abbaustätte des Reviers. Der Zustand des Stollens ist heute unklar; Hinweise deuten auf eine Verfüllung oder vollständiges Verbrechen im Laufe der Jahrzehnte hin, wie es für flach angelegte Stollen alter Gruben typisch ist.

 

Begehbarkeit des Grubenfeldes

Die Begehbarkeit des Grubenfeldes ist unterschiedlich: Während „Johannes der Täufer“ als kurzer, stabiler Stollen mit normaler Ausrüstung besucht werden kann, ist der „Segen des Herrn“ ausschließlich mit spezieller Untertageausrüstung und Seiltechnik sicher zugänglich. „St. Andreas“ gilt hingegen als nicht mehr offen. Das gesamte Areal ist ein aufgelassenes Altbergwerk, sodass Zugänge stets auf eigene Gefahr erfolgen und typische Risiken wie lose Bergstöcke, verdeckte Schächte oder instabile Halden berücksichtigt werden müssen. Trotz dieser Einschränkungen besitzt das Köstenbachtal aufgrund seiner mineralogischen Vielfalt und der gut sichtbaren historischen Spuren des kleingewerblichen Erzbergbaus einen besonderen Reiz für geologisch und bergbauhistorisch Interessierte.