Ostermorgen die kleine Schiefergrube im thüringischen Wald
Die Geschichte der Schiefergrube Ostermorgen – ein Rückblick
Die Ursprünge des kleinen Schieferbergwerks Ostermorgen lassen sich heute nur noch schwer mit Sicherheit feststellen. Aufgrund fehlender Akten und Unterlagen beim zuständigen Bergamt ist der genaue Zeitpunkt der Inbetriebnahme nicht mehr eindeutig rekonstruierbar. Es wird jedoch vermutet, dass der Betrieb der Grube etwa um das Jahr 1850 aufgenommen wurde. Konkrete Belege hierfür existieren allerdings nicht. Der erste datierte Nachweis stammt erst aus dem Jahr 1930. In diesem Jahr wird der Dachdecker Edwin Kühnholdt erwähnt, der gemeinsam mit vier Mitarbeitern einen kleinen Tagebaubetrieb auf Schiefer führte. Acht Jahre später, im Jahr 1938, übernahm Albin Schreuer – ebenfalls ein Handwerker aus Glauchau – den Steinbruch. Mit einer Belegschaft von rund 15 Arbeitern verfolgte er das ambitionierte Ziel, den sogenannten „fleckigen, rötlich-blauen“ Schiefer systematisch abzubauen. Doch der Erfolg blieb aus: Bereits nach gut einem Jahr musste der Betrieb eingestellt werden. In der Folgezeit ruhte der Schieferabbau in Ostermorgen für mehrere Jahre.
Erst 1942 kam erneut Bewegung in die Grube, als der Unternehmer Karl Hertel aus Leipzig das Bergwerk erwarb. Hertel hatte große Pläne und verfolgte ein ehrgeiziges Vorhaben: Mit einer Mannschaft von 100 bis 200 Arbeitern wollte er sowohl im Tagebau als auch im Untertagebereich Schiefer im großen Stil fördern. Er war überzeugt, dass das Gestein aufgrund seiner besonderen Eigenschaften hervorragend für militärische Bauprojekte – insbesondere Heeresbauten – geeignet sei. Doch auch dieses Unterfangen scheiterte und der Bergwerksbetrieb kam erneut zum Erliegen.
Die letzte Phase der aktiven Nutzung der Grube Ostermorgen begann kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Jahren 1946 und 1947. In dieser Zeit übernahm die Thüringer Dachschieferwerke AG das Gelände. Doch die Ausbeute war bescheiden: Lediglich 10 Tonnen Schiefer wurden in diesem letzten Versuch abgebaut. Danach wurde der Betrieb endgültig eingestellt – das Kapitel Altbergbau Ostermorgen war damit abgeschlossen.
Zweckentfremdung im Zweiten Weltkrieg
Gegen Ende des Krieges, im Jahr 1944, wurde die Schiefergrube Ostermorgen noch einmal für ganz andere Zwecke in den Blick genommen. Aufgrund ihrer abgelegenen Lage erschien sie als potenzieller Ort für eine Untertage-Verlagerung. Das Reichswirtschaftsministerium (RWM) setzte die Grube auf die Liste möglicher Verlagerungsobjekte – ein Hinweis darauf, dass man sie als Notlösung für kriegswichtige Lagerstätten oder Produktionsstätten betrachtete. Allerdings stellten sich schnell Einschränkungen ein: Die unterirdischen Hohlräume der Grube waren zu klein, als dass sie für eine größere Nutzung – etwa als unterirdische Fabrik – in Frage gekommen wären. Denkbar war allenfalls die Einlagerung von Akten, Kunstgegenständen oder anderen wertvollen Materialien, die man vor Luftangriffen schützen wollte. Was genau in den letzten Kriegsjahren tatsächlich vor Ort geschah, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Einige Spuren geben jedoch Anlass zu Spekulationen. So fand man an einem provisorisch errichteten Sprengstoffbunker, der aus Schieferplatten bestand, die Inschrift "F.H. 1945", die im Beton verewigt wurde. Was sie genau bedeutet, bleibt ungeklärt – doch allein ihre Existenz wirft Fragen auf.
Der heutige Zustand der Grube Ostermorgen
Heute ist von der einstigen Betriebsamkeit der Schiefergrube Ostermorgen kaum noch etwas zu erkennen. Der ehemalige Tagebau ist inzwischen vollständig zugewachsen, und die einstigen Eingänge in das unterirdische Stollensystem sind größtenteils verschüttet. Das frühere Mundloch, also der Hauptzugang zum Untertagebau, ist nicht mehr zugänglich. Der einzige noch erreichbare Hohlraum kann lediglich über eine alte Aufhaue im Tagebau betreten werden – ein steiler, gefährlicher Abstieg.
Ein besonderer Ort aus der Vergangenheit ist der sogenannte Versuchsstollen aus dem Jahr 1900. Dieser ist heute mit einem Gitter verschlossen, bietet jedoch immer noch genug Raum für einen letzten, vorsichtigen Blick in die Dunkelheit der einstigen Bergwerkswelt.
Glück auf – aus Thüringen.


