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Steinkohlen-Bergbau in Ibbenbüren: Der Beust-Schacht

 

Beust-Schacht:

 Schmiede, Stube für Fuhrleute, Werkstatt

Siehe Bild oben:

Linker Flügel: Schmiede, Stube für Fuhrleute, Werkstatt

Rechter Flügel: Kommissionszimmer, Kaue für Bergmänner, Materialienkammer, Steigerstube

Siehe Bild unten:                                                                                           

Nordflügel: Dampfkessel (2 Stück), Getriebe und Maschine für Schacht, Pferdestall

Beustschacht, Nordflügel Beustschacht, Nordflügel

Ein weiteres Relikt aus dem Steinkohlenbergbau in Ibbenbüren befindet sich im Stadtteil Bockraden. Der ehemalige Beustschacht, oder besser gesagt das Schachtgebäude steht auf dem sogenannten Beustfeld. Man unterteilt das Ibbenbürener Revier in das Westfeld, daß im Jahre 1979 stillgelegt wurde und in das Ostfeld, in welchem heute noch Steinkohle (Anthrazit) gefördert wird. Genau dazwischen befindet sich das Beustfeld. Das nur am Rande, nun weiter mit der Geschichte des hier vorgestellten Schachtgebäudes:

Im Juni 1841 wurde der Beustschacht am nördlichen Stadtrand von Ibbenbüren im Beisein von des damaligen Oberberghauptmanns "Graf von Beust" abgeteuft. Nach ihm wurde der neue Schacht auch benannt. Die Lage des Schachts wurde so gewählt, dass er genau über den bauwürdigen Kohlenflözen liegt. Eines der Steinkohlenflöze, die der Beust-Schacht seiger anfuhr, war das Glücksburger Flöz. Die Zeche Beust erhielt zwei Förderschächte und einen Fahrschacht. Doch schon im ersten Jahr mussten die Abteufarbeiten wegen zu starken Wassereinbruchs unterbrochen werden. Um der Lage Herr zu werden, wurde ein Bohrloch bis auf die nächste vorhandene Stollensohle gebohrt, so dass die störenden Wassermassen abfließen konnten. Danach wurden die Abteufarbeiten des Beustschachtes wieder fortgesetzt. Anfang 1843 erreichte man die Bockradener Stollensohle bei einer Teufe von 17 Lachter (36 Meter) und schaffte somit den Durchschlag zum Wasserlösestollen. (Bockradener Stollen)

Etwa zur gleichen Zeit wurde auch das Schachtgebäude, welches auf den Fotos zu sehen ist, errichtet. Das Gebäude wurde aus Ibbenbürener Sandstein erbaut. Bauherr und ausführende Kraft bei der Errichtung des Beust-Schacht-Gebäudes war die Firma Türhaus aus Münster in Westfalen. Der mächtige, vierkantige Schornstein des Schachtgebäudes bestand in seiner ersten Version aus Ziegelsteinen. Doch der Schlot galt nicht als Wetterfest und wurde nach seinem Abriss erneut, diesmal aus Bruchsteinen aufgebaut. Bis heute hat er überdauert und ragt als 35 Meter hohes Denkmal aus der Siedlung hervor.

 Der Schornstein

In der Mitte über dem Eingang, an der südlichen Giebelfront des Schachtgebäudes hing früher die Schichtglocke, die den Schichtwechsel oder auch den verdienten Feierabend der schwer arbeitenden Bergleute einläutete. Nach nur vier Jahren Betriebszeit hatte der Beustschacht die größte Fördermenge an Steinkohle (53.310 Tonnen) gegenüber den anderen damaligen Schächten (Schacht Morgenstern und Schacht Luise) im Ibbenbürener Ostfeld. Die Förderung nahm nun von Jahr zu Jahr stetig zu und erreichte im Jahre 1854 einen Höhepunkt von über 132.000 Tonnen des begehrten schwarzen Goldes aus dem Wiehengebirge. Der Beust-Schacht wurde erneut tiefergeteuft. Etwa 26 Lachter (54 Meter) tiefer im Gebirge traf man auf das Alexanderflöz. Von dort aus wurde ein Stollen weiter in südlicher Richtung aufgefahren. Ein Querschlag wurde zum Karlschacht und weiter bis zum Dickenberger Tiefenstollen durch das Sandsteingebirge getrieben. Letzterer diente nun zur Wasserlösung vom Beustschacht. In den Jahren 1851 bis 1858 wurde der Schacht bis auf 39 Lachter (jetzt könnt ihr das selber umrechnen, woll?) tiefergeteuft. Das Grubenwasser wurde anfangs noch durch Handpumpen, später mittels dampfbetriebener Saugpumpen durch den Schacht auf die Dickenberger Stollensohle gehoben. Durch den Stollen floss das Grubenwasser dann in die Ibbenbürener Aa. Den Dickenberger Tiefenstollen gibt es heute immernoch, er dient nach wie vor als Wasserlösestollen der stillgelegten Zechen.

Ab 1860 lieferte der Beust-Schacht fast nur noch die Kohlen für den Eigenbedarf bei den Abteufarbeiten des Von-Oeyenhausen-Schachts, welcher heute noch in Förderung steht. Schacht hilft Schacht, sozusagen. Und nachdem der Oeyenhausenschacht sich selber mit Kohle versorgen konnte, kam die Steinkohlenförderung durch den Beustschacht im Jahre 1870 zum erliegen.

Heute steht das alte Sandsteingebäude unter Denkmalschutz und dient als Zuhause für die Glücklichen, die in ihm wohnen dürfen/müssen. Der Schacht wurde überwölbt, aber das Schachtgebäude kann jederzeit von außen besichtigt werden. Das sehenswerte Schachtgebäude befindet sich in der Straße "Am Beustschacht" in Ibbenbüren-Bockraden...



Danke und Grüße an Hans Röhrs... 

© Damica & Eismann, 04/08, von ehemalig untertage-übertage.de