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Stüveschacht der Zeche Piesberg

Schachtanlage Stüveschacht


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Der Schacht wurde nach dem Osnabrücker Bürgermeister Johann Carl Bertram Stüve benannt und zuvor als zweiter Tiefbauschacht, von der Zeche Haseschacht, 1873 begonnen. Die Kohle sollte dann über den Hasestollen abtransportiert werden. Der Hasestollen mit einer Gesamtlänge von 2100 Metern wurde zwischen 1853 und 1856 aufgefahren und durchschlägt den gesamten Piesberg und vom  Stüveschacht  bis zum Hasestollenmundloch sind es 1,25 km Luftlinie.  Die geförderte Anthrazit Kohle wurde vom Stüveschacht über den Hasestollen mit Pferden bis zum südlich gelegenen Zechenbahnhof gefördert.

 

Der Stüveschacht mit einer Endteufe von 210 m hatte eine zweite Tiefbausohle bei 198 m Teufe. Die Förderung der Steinkohle  übernahm eine 250 PS starke Fördermaschine die unmittelbar vor der noch heute stehenden Ruine stand. Es gab zwei Woolsche Wasserhaltungsmaschinen mit je 650 PS Übertage und eine mit 600 PS Untertage. Die Förderkapazität betrug 39 m³ Wasser. Die Übertägigen Wasserhaltungsmaschinen standen in der heutigen Ruine den die war früher das Wasserhaltungsgebäude vom Stüveschacht. Neben diesen gab es früher noch eine Kaue, ein Magazin sowie eine Schmiede und Schreinerei. Über die komplette Betriebszeit des Schachtes kam es immer wieder zu Wasserproblemen und Wassereinbrüchen.  Am 26. September 1876 brachen, zum  Beispiel, so große Wassermassen in den Stüveschacht ein das der Förderbetrieb zum Erliegen kam. Auch das untertägige Wetter war nicht immer gut so dass in unmittelbarer Nähe vom Schacht ein Wetterschacht abgeteuft wurde. Doch der 1897 geteufter Wetterschacht  konnte nicht mehr vollendet werden. Am 1. September 1893, an der Mittelsohle in 55 m Tiefe wo eine Wetterüberhauen angelegt werden sollte, kam es zu einem weiteren heftigen Wassereinbruch. Dieser geschah etwa 10 m von Schacht entfernt im Flöz Zweibänke. Bei diesem Wassereinbruch starben 8 Bergmänner. Durch extrem schlechtes Wetter konnten diese Bergleute nicht sofort geborgen werden und der Schacht füllte sich stetig mit Wasser. Erst mit Ausstellung von Hilfspumpen und beginnendem Sümpfen im Januar 1894, was bis März dauerte, konnten die Zechen Opfer geborgen werden. Sie wurden am Karfreitag auf dem Hasefriedhof in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt.

 

Nach wiederholtem Wassereinbruch im November 1897 kam die Frage auf, ob man die im Nordteil für 25 Jahre erschlossenen Vorräte noch wirtschaftlich abbauen könnte.  Durch eine Generalversammlung der Aktionäre des  Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereines wurde am 18. Juni 1898 die Stilllegung mit 2.272 Stimmen von insgesamt 2.289 Stimmen beschlossen. Der seit dem 12. April 1898 andauernde Streik der Bergleute wirkte sich vermutlich nicht positiv aus.  Das Ergebnis der Abstimmung wurde sofort telefonisch zum Piesberg übermittelt und am gleichen Tag Abends wurde die Wasserhaltung des Schachtes abgestellt und über 100 Bergmänner wurden somit arbeitslos. In den Notzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde kurzfristig nochmals Steinkohle abgebaut. Das Abbaugebiet Piesberg zählt übrigens zum Ibbenbürener Steinkohlenrevier. 16 Flöze wurden im Piesberg bekannt. Dieses sind im Westfal D die Flöze (in Reihenfolge der Tiefe):

Flöz Itterbeck 10 cm Kohle (unbauwürdig)
Flöz Schmitzchen 15 cm unreine Kohle (unbauwürdig)
Flöz Johannisstein 80 cm sehr reiner Kohle (wurde abgebaut)
Flöz Mittel 52 cm sehr feste Kohle (wurde abgebaut)
Flöz Dreibänke 154 - 168 cm mit Bergemittel und 105 - 115 cm reine Kohle (wurde abgebaut)
Flöz Bänkchen 15 cm unreine Kohle (unbauwürdig)
Flöz Zweibänke 76 cm, davon 68 cm reine und feste Kohle (wurde abgebaut)

 

Abbau in Flöz Dreibänke 1896

Grenze Westfal C (Ab hier ist kein Abbau mehr erfolgt)
Flöz Kohlebänkchen 38 cm unreine Kohle
Flöz Zwilling I 53 cm Kohle
Flöz Zwilling II 56 cm Kohle
5 unbenannte Flöze 10, 50, 15, 13, 11 cm
Flöz Vierbänke 160 cm Kohle

 

Die Kohle des Piesberges besaß bzw. besitzt einen hohen Inkohlungsgrad, bedingt durch die Aufheizung des Gebirges aufgrund des Bramscher Plutons. Maximal 1,9 % flüchtige Bestandteile und Armut an Asche und Schwefel kennzeichnen die hohe Güte der Kohle. Einige Flöze kann man heute noch im naheliegenden Steinbruch sehen.

 

Unmittelbar in der Nähe des Stüveschachtes befindet sich ein Behelfs-Luftschutzstollen im Mosberger Stollen, dieser wurde aber erst weit nach Betriebsende des Schachtes angelegt. Die Stüveschachtruine Piesberg ist heute mit engem Stacheldraht eingezäunt da akute Einsturzgefahr besteht. Die Ruine besitzt viele Mauerbrüche und Risse. Eventuell stammen die von Erdsenkungen vom Schacht selber.

 

Quellen:

Die Industrie-Kulturlandschaft Piesberg, Rolf Spilker, Rasch Verlag Bramsche, ISBN: 3-932147-28-6
Erz und Kohle - Bergbau und Eisenhütten zwischen Ems und Weser, Hans Röhrs, ISBN: 3-921290-62-7

 

 

Fotogalerie Stüveschacht am Piesberg

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