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U-Verlagerung Ente

U-Verlagerung Ente

Zu den Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen wurde bei Eschenlohe die alte Reichsstraße 2 bei Eschenlohe umbaut um die Strecke zur Olympiade zu vereinfachen. Für dieses Vorhaben wurden zwei Tunnel durch einen Berg getrieben, die sich kurz hintereinander befinden. Der Tunnelbau begann im Jahr 1935 und wurde 1936 kurz vor den Spielen fertiggestellt. Die beiden Straßentunnel hatten eine Länge von 60 und 230 Metern. Ungefähr 8 Jahre nach der Fertigstellung der beiden Tunnel wurden diese für den Durchgangsverkehr gesperrt, denn im März 1944 begannen in beide Tunnel strenggeheime Umbauarbeiten sowie Erweiterungen. Zudem wurden mehrere Baracken erstellt, neue Stollen sowie kleinere Hallen im Tunnel in den Berg gesprengt. Der größere Tunnel bekam eine zweite Decke, sowie Türen, Lüftungsschlitze und bombensichere Tore zum dahinterliegenden Neubau für die U-Verlagerung Ente. Die Stromversorgung für die Umbauten und auch für die spätere Produktion in der U-Verlagerung „Ente“ erfolgte durch das Walchensee-Kraftwerk. Das Projekt „Ente“ gehörte zum sogenannten Jägerprogramm und sollte nach Fertigstellung 6000m² aufweisen. Der nicht ausgebaute Tunnel verfügte über eine Nutzfläche von 3000m² plus weiteren 700m². Am 11.11.1943 wurde der Tunnel unter der Nummer 29436 bereits gesperrt. Die Objektnummer vom Tunnel lautete 201 und wurde der U-Verlagerung „Ente“ zugewiesen. Den Decknamen „Ente“ hat man der Messerschmitt AG zugeteilt. Für die Firma sollte der Tunnel im Zweiten Weltkrieg als bombensichere Rüstungs-Produktionsstätte für Flugzeugteile, also kriegswichtige Teile für das deutsche Kampfflugzeug Messerschmidt Me 262 und die Focke Wulf Bf 109 dienen. Im Mai 1944, kurz nach dem im März bis in den Mai hinein die Maschinen geliefert, sowie direkt aufgestellt wurden, lief bereits die Produktion an. In den ersten Wochen wurden erst nur Zellen und Zellenteile für die Me 109 gefertigt, um dann im Herbst die gleichen Teile für den Düsenjäger Me 262 herzustellen.


In einem offiziellen Prüfungsbericht, der 6 Seiten beinhaltet, beanstandet der Rechnungshof aus Potsdam fehlende Verträge mit den beauftragten Baufirmen sowie erhebliche Kostenüberzüge beim Bau der Untertage-Verlagerung bei Eschenlohe.

In einer Abschrift des „Rüstungsstab Bau“ vom 16.12.1944 aus Berlin liest man:
Nachstehend einige Bemerkungen aus meiner letzten mehrtägigen Reise durch Süddeutschland: „Der Ausbau ist bis auf geringe Restarbeiten fertiggestellt. Die Fertigung ist nahezu vollständig im Gange. Auch in dieser Fertigungsstätte herrscht der Eindruck größter Arbeitsintensität“
Geheim!
N i e d e r s c h r i f t

über die Prüfungsfeststellungen bei der örtlichen Prüfung von Bauvorhaben der Industrieverlagerung im Bereich der OT-Einsatzgruppe VI, München, vom 17. November bis 8. Dezember 1944
Schreiben des RH vom 3.11.1944 Pr. VII 4-1141/11.44 geh.

Bauvorhaben Olympia-Tunnel, Rangfolge-Nr. VII 43 Z b 1.
Es handelt sich um den Ausbau und die Verlängerung des im Zuge der Reichsstraße 2 in Eschenlohe bei Garmisch liegenden Straßentunnels (Olympiatunnels) zur Verlagerung von Werkstätten der Firma Messerschmitt, Regensburg. Der Tunnel besteht aus zwei getrennt voneinander liegenden Teilen, von denen der nördliche 60 m und der südliche 230 m lang ist. Beide Tunnelteile wurden durch Eisenbetonbauwerke verlängert und gegen Bombenwirkung durch 17 m lange Torbauwerke gesichert. Außerdem wurden je 2 Heizungs- und Lagerstollen von 20 und 25 m Länge hergestellt. Weiter ist der Bau eines Luftschutzstollens für die Bevölkerung des Ortes Eschenlohe vorgesehen. Das Bauvorhaben war ursprünglich in erheblich kleinerem Umfange geplant und hat durch Erweiterungen und Ergänzungen auf Anordnung der zuständigen Stellen (RMfRuK., Jägerstab), das jetzige Ausmaß angenommen. Demgemäß sind die Baukosten von anfangs 0,9 Mio RM auf 4,7 Mio RM gestiegen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Summe sich noch erhöhen wird. Die Oberbauleitung obliegt dem Architekten Winkler, München, als Treuhandarchitekten. Die ausführenden Firmen Moll in München, Klug in Regensburg und Unglert in Memmingen haben die Arbeiten im März 1944 in Angriff genommen. Zur Zeit der örtlichen Prüfung (November 1944) waren die Sprengarbeiten zu 100%, der Ausbau der vorhandenen Tunnel zu 80% und die Betonarbeiten der Erweiterungsbauwerke zu 60% fertiggestellt. Es lagen aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Verträge vor, obgleich die Firmen bereits Abschlagszahlungen von zusammen 700 000 RM erhalten hatten. Die Firmen Moll und Klug hatten zwar ihre Kalkulationsunterlagen aufgestellt, dem Treuhandarchitekten aber noch keine Preisangebote eingereicht. In den Kalkulationen der Firmen sind 8% für Wagnis und Gewinn enthalten. Hierzu ist zu bemerken:
Die Durchführung des Bauvorhabens widerspricht in vertragsrechtlicher und preisrechtlicher Hinsicht den im Runderlaß Nr. 94/42 des RfPr vom 22.10.1942 gegebenen Richtlinien. Danach müssen die Verträge baldmöglichst, spätestens alsbald nach Beginn der Arbeiten abgeschlossen werden. Wenn der Unternehmer seinen Kostenanschlag erst nach teilweiser Ausführung der Arbeiten vorlegt, wird der Vertrag in seiner kostenmäßigen Auswirkung zu einem Selbstkostenerstattungsvertrag. Infolgedessen hat der Unternehmer in diesem Falle keinen Anspruch auf Wagniszuschläge.
Der Treuhandarchitekt wurde ersucht, diese Ausführungen zu beachten.

Wick A. K.

 

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