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U-Verlagerung Eisvogel

Der Tunnel Hartenrod mit dem Decknamen Eisvogel

Nach Fertigstellung des Hartenröder Tunnels 1902 konnte endlich der letzte Teilabschnitt der Strecke zwischen Hartenrod und Herborn eröffnet werden. Für den bau Bau des 700m langen Eisenbahn-Tunnels sollen rund 1000 Arbeiter eingesetzt gewesen sein. Er war und ist der einzige Tunnel im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Er führt in 29m Tiefe über die Kreisgrenze in den Lahn-Dill-Kreis. Der Reichsbahntunnel wurde zunächst für das Jäger-Programm gesperrt und war für die untertägige Propellerfertigung der Firma VDM Luftfahrtwerke sichergestellt. Die Firma mit Sitz in Frankfurt am Main, wollte in dem Tunnel Flugzeugteile fertigen.  Die unterirdische Fabrik für Flugzeugteile erhielt die Baunummer 245 vom RMfRuK. Doch kurz nach der Vergabe wurde das Vorhaben bereits wieder eingestellt. Durch die kurze Vergabe fanden somit keinerlei Umbaumaßnahmen zur U-Verlagerung in dem Reichsbahntunnel statt. Lediglich der Deckname "Eisvogel" blieb bestehen und wurde nicht aus der Liste gestrichen.

 

Eine kleine Gesichte über den Reichsbahntunnel Hartenrod

Nazi-Waffen im Hartenroder Tunnel versteckt: Vorrübergehender Halt eines V2-Raketen Transport-Zuges

Denn mit dem geplanten Einsatz von Vergeltungswaffen im Westerwald und Umgebung bekam der Tunnel Hartenrod im Herbst 1944 eine besondere Bedeutung als Nachschubweg der V-Waffen Verbände. Der Reichsbahntunnel wurde ab dem 04.09. 1944 aus militärischen Gründen als bombensicherer Unterstand für Sonderzüge freigehalten. Dazu hier ein kleiner Bericht von dem Heimatverein:
 
Am frühen Morgen des 22. März 1945 bog von Driedorf im Westerwald kommend ein überlanger V2-Eisenbahnbatteriezug einer deutschen Spezialeinheit über Herborn in die Aar-Salzböde-Bahn ein. Er war über einen Kilometer lang und wurde von zwei schweren Lokomotiven vom Typ "Preußische G 8" gezogen, eine weitere Lok befand sich in der Mitte des Zuge und eine vierte Lokomotive schob von hinten. Bei Bicken wurde er gegen 08.00 Uhr und später bei Bischoffen von amerikanischen Jagdbombern angegriffen und eine Lok beschädigt Sie erlitt totz heftiger Gegenwehr durch die mitgeführten Vierlingsflaks einen Kesseldurchschuss und wurde somit unbrauchbar. Bei dem Angriff kam auch der Dorfgendarm ums Leben. Der Zug wurde danach in Bischoffen in zwei Teile geteilt und erreichte spät am Abend den 700 Meter langen und bombensicheren Tunnel bei Hartenrod, wo er jedoch hinten und vorne herausragte. Die Bevölkerung musste auf dem Anstieg zum Tunnel, um ein Durchdrehen der Antriebsräder der Loks zu verhindern, Sand auf die Schienen streuen und Buchenscheite für die Feuerung der Loks herbeischaffen; Kohle gab es nicht mehr.
 
Zwei Tage später war der Zug in Richtung Marburg abgefahren. Nach einer lagen Irrfahrt über Marburg, Wetter, Frankenberg und Allendorf erreichte der militärische Raketenzug auf dem Weg nach Winterberg am 29. März den Bahnhof Bromskirchen. Dort stoppten ihn gegen neun Uhr amerikanische Panzer, als die Loks im Bahnhof Bromskirchen Wasser tanken wollten. Den Amerikanern fielen mit diesem V2-Eisenbahnbatteriezug der Gruppe Süd-Art.Rgt.(mot.)z.V.901, Abt.Ia unter Planen getarnt, zehn komplette V2-Raketen einschließlich Treibstoff, Eisenbahnabschussrampen, gepanzerten Mannschafts- und Flakwaggons sowie die Bedienungsanleitungen in die Hände. Drei Tage später ließen die Amerikaner den Beutezug nach Antwerpen bringen. Von dort wurde die Ladung nach Amerika verschifft und trug damit ganz wesentlich dazu bei, die amerikanische Raketentechnik aufzubauen. Bis dahin war den Amerikanern die V2 nur aus ihren Bruchstücken nach dem Einschlag bekannt.

 

 

 

 

Fotogalerie U-Verlagerung Eisvogel

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