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U-Verlagerung Uhu

 

U-Verlagerung Rabe 1 bzw. U-Verlagerung Uhu | Fotogallery

 

Die U-Verlagerung Rabe 1 / U-Verlagerung Uhu liegt im wunderschönen und  waldreichsten Bundesland Hessen. Zuvor musste hierfür aber als allererstes der Tunnel durch den Berg getrieben werden. Denn die U-Verlagerung Uhu wurde in einem Eisenbahntunnel untergebracht.


Der Tunnelbau des Rabenscheider Tunnels wurde im März 1936 begonnen und mit über 400 Arbeitern wurde rund um die Uhr im Drei-Schichtbetrieb an dessen Bau gearbeitet. Der Eisenbahntunnel gehört zu einer insgesamt 12,3 Kilometer langen Nebenstrecke die am 15.05.1939 eröffnet wurde. Ein kleinerer Teilabschnitt war allerdings schon ab dem 15.12.1926 befahren worden. Diese komplette Bahnstrecke Breitscheid-Haiger ist auch bei vielen alten Menschen als "Balkanexpress" bekannt.


Genau 5 Jahre nach dem die 12,3 Kilometer lange Nebenstrecke feierlich eröffnet wurde wurde der Zugverkehr eingestellt da zuvor am 22. Februar durch Abgesandte des Reichsluftfahrtministeriums eine Besichtigung und Begutachtung des Tunnels stattfand.  Der 1.114 Meter lange Rabenscheider Reichsbahntunnel wurde von den Abgesandten als hervorragend für den Umbau zu einer  Untertage-Verlagerung eingestuft dabei spielte die gute Tarnung durch die bewaldete Mittelgebirgslandschaft und die Lage fernab der luftgefährdeten Ortschaften im Lahn-Dill-Kreis eine Rolle.


74 Tage später nach dem die Abgesandte des Reichsluftfahrtministeriums den Reichsbahntunnel begutachtet hatten wurde am 06.05.1944 schriftlich und 15.05.1944 (neun Tage später) real für den Zugverkehr gesperrt und somit zum Umbau zur untertägigen Rüstungsproduktion freigegeben.


Anfangs sollte im Rabenscheider Tunnel eine bombensichere Luftzerlegeanlage zur Flüssigsauerstoffherstellung (Projekt Eber) erbaut und betrieben werden. Die Firma Messer & Co aus Frankfurt am Main bekam aber hierfür kurze Zeit später einen Stollenneubau zugeteilt.  Somit wurde dieses Geilenberg-Projekt  nicht im Tunnel von Langenaubauch erbaut. Der Deckname der neuen Stollenanlage des Geilenberg-Projektes lautet „Rosa". Gründe für die kurzzeitige Verlagerung waren herfür vermutlich die Größe und die Bombensichere Überdeckung. Somit wurde der Rabenscheider Tunnel ins sogenannte Jägerprogramm aufgenommen und  die Firma VDM-Luftfahrtwerke AG aus Frankfurt am Main durfte nunmehr fortan den Tunnel als bombensichere Produktionsstätte nutzten. Hierfür musste dieser als bombensicherer, kriegswichtiger Verlagerungsort umgebaut bzw. ausgebaut werden.


Mit der Baunummer 220 unter dem zuständigen Amtsleiter Ing. Striedinger von der OT wurde der Bau und die Gesamtleistung von der Organisation Todt organisiert. Der Umbau begann Anfang Juli 1944 mit der Gleisdemontage und den anschließenden  betonier Arbeiten. Diese wurden von der Firma Grün & Bilfinger, einem bekannten Hoch- und Tiefbauunternehmen aus Mannheim mit Zweigniederlassung in Köln, durchgeführt. Zuvor wurde ein kleiner Kanal unter der Tunnelsohle mit leichtem Gefälle angelegt dieser sollte als selbständige Entwässerung der Produktionsstätte dienen. Anhand von etlichen Beschriftungen im Tunnel selbst könnte man sogar Mutmaßen das es sich um eine Art Versorgungstollen eher handelt. In alten Unterlagern ist hierdrüber aber nichts zu finden.  Die Gleise die im Tunnel ja selbst demontiert wurden führten unmittelbar noch zum Tunnelportal wo eine Verladeanlage mit Kran errichtet wurde. Die Fundamente der Kranverladeanlage sind heute noch sichtbar. Im Tunnel selbst wurden im Zuge der Umbauarbeiten ein Bewetterungsanlage mit Vorwärmer, Luftwäscher und Nachwärmer von der Firma Etna-Werke aus Frankfurt eingebaut. Die beiden Tunnelportale sollten geplant mit einem bombensicheren Eingangsverschluss, bestehend aus einer Meter dicken Schiebetüre die aus Eisenbeton bestehen sollte, versehen werden. Diese Schiebetüren wurden allerdings nicht mehr angefertigt. Nur provisorische Luftschutzblenden aus Stahl einige Meter im Inneren des Tunnels waren bei Produktionsbeginn zur Wetterhaltung installiert. Insgesamt 2.500 qm also lediglich die nur die Hälfte der projektierten Produktionsfläche wurde im Dezember 1944 die unterirdische Produktion zur Herstellung von Propeller, Luftschrauben und Propellernaben aufgenommen. Diese wurden überwiegend von französische und russische Zwangsarbeiter unter Aufsicht und deutschen Fachpersonal sowie Vorarbeitern gefertigt.  Die Narben und Luftschrauben wurden für das Flugzeug Focke-Wulff FW 190 gefertigt. Die fertigen Flugzeugteile wurden über die Verladeanlage vor dem Tunnelportal per Bahn oder Lastwagen, Richtung Haiger, abtransportiert. Der unterirdische und geheime Rüstungsbetrieb mit dem Decknamen Uhu war bis kurz vor dem Einmarsch der Alliierten in vollem Betrieb. Erst nach Kriegsende entdeckten die Amerikaner nach und nach was so alles in den Bergen an der Dill und an der Lahn versteckt lag.
 

Großzitat von unserem Kooperationsteam:
Die Firma VDM-Luftfahrtwerke AG gründete eine Zweigstelle in Nähe der unterirdischen Produktionsstätte "Uhu". Deckname des Ausweichwerkes war Holzwerk Rabe. Der Firmensitz der Zweigstelle "Technische Leitung Luftschrauben" war in Dillenburg. Betriebsleiter der Scheinfirma "Holzwerk Rabe" war Otto Schütze aus Düsseldorf. Der Deckname der Untertageverlagerung wurde vom Reichsministerium für Rüstung und Kriegswirtschaft passend für einen Tunnel gewählt und lautete "Uhu". Die OT verwendete zusätzlich noch den Tarnnamen "Rabe 1", welcher offensichtlich aus dem Tunnelnamen "Rabenscheider Tunnel" und dem Scheinfirmennamen "Holzwerk Rabe" abgeleitet wurde. Es gab nämlich noch einen weiteren Reichsbahntunnel mit dem Decknamen "Rabe" beziehungsweise "Rabe 2"

 

Fotogalerie U-Verlagerung Uhu

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